Ich bin anders

Ich bin anders als ihr. Ich bin ein Alien, was sich in dieser Welt nur schwer zurecht findet. Mein Herz wurde so oft zerbrochen und wieder zusammen gesetzt, das nicht mal die beste Fugenmasse, die Risse kitten könnte. Kleinste Verletzungen, die ihr nicht so gemeint habt, schmeißen mich aus der Bahn, tun mir weh und lassen meine Tränen fließen. Ich mache mir über alles Gedanken, mein Kopf kommt nie zu Ruhe. Jeder normale Schritt und jede normale Sache, die ihr normal bewältigen könnt, ist für mich wahnsinnig anstrengend. Ich brauche für alles länger. Und durch das Chaos im Kopf, kann ich auch sonst nicht ordentlich sein. Das belastet mich so sehr.

Diese Welt ist eigentlich viel zu rau für mich. Diese Welt ist zu kalt, zu unsensibel und zu schnell. Ich komme nicht mit, jeder Tag ist anstrengend. Körperlich sowie emotional. Dinge, die ihr vergesst, sind oft wochenlang in meinem Kopf. Bei fast jedem Satz den ihr äußert, muss ich erst abwägen, wie es gemeint ist. ich nehme viele Sachen wörtlich, weil ich die Doppeldeutigkeiten nicht erkennen kann. Eine Zeit lang hatte ich mir angewöhnt, zu fragen, wie ihr etwas meint. Komische Blicke waren die Belohnung, Tuscheleien, Abstand halten. Ich habe es wieder aufgegeben.

Ich kann auch nicht gut über Witze lachen, oft sind sie mir einfach zu unlustig, unlogisch und nicht gut nach voll ziehbar. Neue Bekanntschaften scheitern daran. Und an vielem anderen. ich trage mein Herz oft auf der Zunge, ihr könnt damit oft nicht umgehen. Ich habe versucht es zu ändern, habe versucht mehr wie ihr zu sein, aber ich schaffe es nicht. Man kann mir nichts vorspielen, ich durchschaue Emotionen schnell, und das ist so anstrengend. Jeden Morgen setze ich eine Maske auf, damit nicht durchsickert, wer ich bin. Damit der Schein gewahrt bleibt, damit ich nicht als verrückt, unzurechnungsfähig oder unprofessionell gelte. Ich habe durch die Arbeit im sozialen Sektor gelernt, dass sie in Wirklichkeit furchtbar unsozial ist. Du bist nur dann was wert, wenn du tadellos funktionierst. Das mag ein paar Jahre gut gehen, aber ich merke, dass das Ende kommt.

Ich mag keine Spontanitäten, das stürzt mich in eine Unsicherheit, die ich nur schwer ertragen und verarbeiten kann. Ich bin ein Planmensch, auch das macht das Leben schwer. Denn vieles kann man nicht planen. Geht eine Planung schief, geht es mir noch wochenlang schlecht und ich leide darunter.

Warum könnt ihr Dinge nicht einfach so ausdrücken, wie sie gemeint sind? Es würde es mir leichter machen, würde den Schmerz nehmen, würde das Gedankenkarussell für einen winzig kleinen Moment unterbrechen.

Ich wünsche mir einen Raum, schallisoliert und etwas, was den Kopf leer macht. Erinnerungen löscht, Gefühle ausblendet, alles ruhig macht. Ruhig und still und einfach. Ich weiß, dass sowas nicht geht. Aber ich wünsche es mir so sehr.

Ich war schon immer so, der Sonderling, das Mobbingopfer, diejenige, die ausgenutzt und benutzt wird. Die nicht alters angepasst ist, die als schwierig gilt, von der nur das Negative gesehen wird.

 

Ihr fragt warum ich so bin?? Weil ihr mich dazu gemacht habt.

Meine ärztliche Diagnose lautet Depressionen. Meine eigene Diagnose lautet Depressionen ausgelöst durch Hochsensibilität.

Leave a comment