Die Sache mit dem Kinderkriegen

Die neue Kollegin neben mir starrt mich an: “Wie du willst keine Kinder,” ihr Mund steht leicht offen und die Stirn ist gekraust. Diese neue Kollegin habe ich 3 Jahre in meiner Ausbildung ertragen, und ich kann sie ganz ehrlich nicht leiden. Geb ich offen zu. Als alle nach der Prüfung ins Berufsleben starteten, war sie hochschwanger und fertig zum Gebären. Innerhalb von 10 Jahren folgten noch zwei weitere, also drei Kids innerhalb von 10 Jahren. Ich glaube, gearbeitet hat sie in der Zeit nicht.

Da ist das Thema jedenfalls wieder. Warum muss man sich immer rechtfertigen, dass man keinen Kinderwunsch hegt.

Als ich gerade 20 war, wollte ich nichts anderes als heiraten und schwanger werden. Ich dachte, mein Ex wäre der perfekte Vater und Ehemann. Danke übrigens, dass du mich betrogen und verlassen hast. Ich meine das ganz ehrlich. Wahrscheinlich würde ich sonst mit Kindern an der Backe und einem absolut egostischen Kerl dasitzen. Ich wollte damals die Wärme einer eigenen Familie, etwas was ich nie so wirklich gehabt habe.

Nach der Trennung wollte ich nur irgendwie überleben, was ich übrigens geschafft habe.

Nun sitz ich hier mit fast 34, bin seit 10 Jahren und 10 Monaten an den weltbesten Mann vergeben, habe 3 Katzen, zwei Kaninchen, Haus und Garten und kann mir nichts schlimmeres vorstellen, als meine Freiheit zwecks einer kleinen Kopie von uns aufzugeben. Ich will schlichtweg nicht.

Ich könnte jetzt anfangen, von wegen in diese böse Welt setzt man keine. So böse ist die Welt auch nicht. Früher war es nicht besser, man war nur dümmer und kriegte nicht alles mit. Das hat sich ja dank Facebook und Twitter erledigt.

Hier also die Wahrheit, ich will schlichtweg nicht. Ich finde Kinder und Babys süß, aber selbst welche bekommen. Never ever. Beim Gedanken regt sich bei mir nichts. Dabei mag ich Kinder sehr. Ich liebe meine Neffen wirklich, auch wenn sie nerven können. Jedes Kind kann  nerven, ich übrigens auch. Und das ganz hervorragend. Könnt ihr den Mann fragen, der wird es euch bestätigen.

Nehmen wir meine Schwägerin als Beispiel, sie ist eine wunderbare Mutter und opfert sich für ihre Jungs plus Mann auf. Selbstlos. Immer da, immer parat. Beim Gedanken, das selbst tun zu müssen, sträubt es sich bei mir. Ich kann das nicht, ich glaube, ich bin zu egoistisch. Ich bin froh, zu tun und zu lassen, was ich will. Meistens jedenfalls.

Als ich den Leuten in meiner Umgebung mitteilte, dass wir definitiv keine Kinder bekommen, waren die Reaktionen recht unterschiedlich. Meine Großmutter wetterte gleich los, ich würde in Therapie gehören, das wäre nicht normal und ich solle bloß nicht schwanger werden, weil ich dann das Kind ganz sicher töten würde. Danke Oma, wer hier wohl in Therapie gehört. Meine Mutter hofft immer noch und mein Vater hat sich inzwischen damit abgegeben. Der weiß, was passiert, wenn man schwanger wird und dem nicht gewachsen ist. Das Kind muss dann zur Großmutter und später ist es gestört. Die einzige normale Reaktion kam von meiner Schwiegermutter, sie hat es einfach so hingenommen. Wenn nicht ist ok, wenn doch mal, wird sich gefreut.

Von meinen Freundinnen wollen nur zwei definitiv keine. Die eine will eh nichts und die andere hat die gleichen Gründe wie ich. Freu. Im übrigen arbeitet auch sie mit Kindern. Und hat die gleichen Probleme.

Man wird auch immer darauf reduziert. Und was macht die Familienplanung, oder prüfende Blicke auf den Bauch. Neulich sprach mich eine alte Lehrerin an, wann es denn soweit wäre. Das Neulich war im November und ich sah in meiner Jacke noch fetter aus, als sonst. Nach meiner Antwort kam ein geringschätziges, in meinem Alter hätte es ja so sein können. Hätte, hätte Fahrradkette.

Also warum, muss man sich immer rechtfertigen. Ich habe meine Kollegin damit abgewürgt, dass schwanger werden, nicht bei jedem so funktioniert. Sie kam dann mit zig Möglichkeiten. Mir wurde es irgendwann zu bunt. “Ach Yvonne, ich glaube du hast genug für uns beide bekommen….” Yvonne still, ich innerlich happy.

 

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